Fröhlich lächelt die Elfe ihrem einzigen Zuhörer zu und zwinkert verschmitzt.
Plötzlich bricht sie ab, Ihre gerade noch so schalkhafte Mine wird verbissen und eisern. Die langdliederrigen Hände umklammern das Instrument.
Ihr Blick ist auf zwei Trolle gerichtet die disputierend über den Marktplatz schlendern, in Ihrem Kielwasser etwas Fußvolk aus dem Rathaus.
Die verkniffenen Lippen lösen sich und die Elfe stimmt ein Lied an. Erst leise und zittrig, aber mit jeder Textzeile, selbstsicherer und lauter.
Beleget den Fuß
Mit Banden und mit Ketten
Daß von Verdruß
Er sich kann nicht retten,
So wirken die Sinnen,
Die dennoch durchdringen.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.
Ihre Stimme ist wunderschön, glasklar mit einem geradezu magischen Vibrato.
Die Gedanken sind frei
Wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei
Wie nächtliche Schatten;
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Kerker verschließen
Wer weiß, was es sei?
Die Gedanken sind frei.
Die beiden Trolle stoppen abrupt. Ein gefährliches Funkeln umspielt die Augen des einen, seine Lippen verziehen sich zu einem sardonisch Lächeln.
Ich werde gewiß
Mich niemals beschweren,
Will man mir bald dies,
Bald jenes verwehren;
Ich kann ja im Herzen
Stets lachen und scherzen;
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei
Tiefe knarzende Stimmen, es klingt wie aneinander reibende Quarzblöcke, fallen kaum hörbar in den Gesang ein.
Ein siegesicheres Lächeln umspielt Augen- und Mundpartie der Elfin.
Ich denk was ich will
und was mich erquicket,
Und das in der Still
Und wenn es sich schicket;
Mein Wunsch und Begehren
Kann Niemand mir wehren;
Wer weiß was es sei?
Die Gedanken sind frei.
Wird gleich dem Gesicht
Das Sehen versaget,
So werd ich doch nicht
Von Sorgen geplaget.
Ich kann ja gedenken,
Was soll ich mich kränken?
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.
Einer der Trolle schrickt zusammen und starrt mit untertassengroßen Augen auf das Münster. -ANGST-
Eilig stürmt er weiter, sein Partner im Schlepptau. Das sardonische lächeln ist schon längst verschwunden.
Ja fesselt man mich
Im finsteren Kerker,
So sind doch das nur
Vergebliche Werke.
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei.
Ihr ist die Zufriedenheit anzusehen. Rasch, mit geübten Handgriffen aber ohne Hast packt sie ihre wenigen Habseligkeiten zusammen, ihr Kommlinksignal und der dezente AR-Hinweis erlöschen. Das knarzen der Quarzblöcke verstummt. Sie vergisst nicht, noch schnell ihrem treuen Zuhörer nochmals zuzuwinkern und verschwindet dann in der Menschenmenge. Schon nach wenigen Schritten ist nichts mehr von der rothaarigen Elfe zu sehen.